Der Sommer ist zur Hälfte vorbei. Sommer? Ich hatte mir vorgenommen, viel im Garten zu werkeln und überhaupt viel draußen zu sein. Dank des Wettergottes allerdings blieb es beim „ich hatte mir vorgenommen“. In den vergangenen Wochen war gestern Nachmittag der einzige Tag, den ich auf der Terrasse genießen konnte.
Etwas Gutes hatte das Schmuddelwetter allerdings: Ich konnte ohne schlechtes Gewissen am neuen Buch arbeiten. Ich KONNTE ja nichts draußen machen, selbst wenn ich gewollt hätte! Das Wetter spielte nicht mit. Beruhigung für mein Gewissen, das mich ständig dazu antreiben wollte, in den Regenpausen doch noch schnell hier und da Hand anzulegen.
Die Region, in der ich wohne, ist eine von Urlaubern gut frequentierte Ecke Deutschlands. Leider sah man in den letzten Tagen und Wochen statt strahlender Gesichter so oft müffelige und mies gelaunte Mitmenschen. Dabei können solche Tage doch auch ihren Reiz haben. Neulich beobachtete ich einen jungen Familienvater, der unter lautem Lachen mit seinen zwei Kiddies die Straßenrand herunterkam. Pitschnass bis auf die Knochen und trotzdem hatten die beiden Kleinen von Freude und Eifer gerötete Wangen.
Der kleine Tross zog die Straße weiter und kam schließlich unter Gejauchze und Gejubel auch an meinem Haus an. Ich war neugierig geworden und fragte den Mann: „Na, euch scheint der norddeutsche Sommer ja nicht viel anzuhaben.“ „Nö“, erklärte der Mann mit leuchtenden Augen. „Wir haben ein neues Spiel erfunden. Pfützenhobbing!“ Und schon zogen sie weiter, lachend und kreischend. Die Kinder hatten Friesennerze an und Gummistiefel an den Füßen und hopsten mit wahrer Begeisterung von einer Regenpfütze in die Nächste, der Vater hinterher. Es galt, die größte Spritzwasserfontäne auszulösen!
Es gibt kein schlechtes Wetter, dachte ich bei mir. Die Einstellung macht`s!