Kurzgeschichte von Moira Ashly

»Sieht so aus«, lächelte ich und reichte ihm den Kaffeebecher. »Was hättest du mit den ganzen Pflanzen gemacht, wenn du sie nicht hier hergebracht hättest?«, bohrte ich weiter. Es war wirklich beachtlich, was sich an Töpfen und Kistchen auf meiner Terrasse stapelte.

»Hm«, machte Robert. »Vermutlich hätte ich sie an meine Kursteilnehmer verschenkt. In meinem Garten waren sie absolut über. Ich habe nicht so viel Platz und musste aussortieren.«

»Gleichwie. Ich freue mich darüber.« Das meinte ich ehrlich und von Herzen. »Trinken wir aber erst den Kaffee, ehe er kalt wird.«

»Wir machen das am besten so, dass ich die jeweiligen Pflanzen da hinstelle, wo ich sie gerne einsetzen würde«, meinte Robert. »Und du sagst mir dann, ob das OK ist oder du sie vielleicht doch woanders lieber haben würdest.«

»Ich verlasse mich voll auf dein Können. Grab die Pflanzen ruhig da ein, wo du glaubst, dass sie sich gut machen würden.« Mein Blick glitt zu seinen Händen und ich stellte fest, dass sie gar nicht nach Gartenarbeit aussahen. Sie waren schmal und feingliedrig. Man sah ihnen wirklich nicht an, dass Robert so viel in der Erde herumwühlte.

»Meinst du wirklich?«, fragte er und sah mich an.

»Meine ich. Du hast Ahnung davon und ich denke einfach, das wird schon schön werden.«

»Gut, dann hab ich freie Hand?«, versicherte er sich nochmals.

»Hast du«, bestätigte ich meine eben gemachte Aussage.

»Hast du einen Gartenschlauch zum Eingießen?«, fragte Robert nach einer kleinen Weile.

»Auch das ist vorhanden. Ich schließ ihn gleich noch an und dann kannst du hemmungslos herum werkeln!«

Jetzt tranken wir den Kaffee schweigend aus. Schließlich erhob sich Robert und streckte das Kreuz durch. Ohne weitere Worte fing er an, die mitgebrachten Pflanzen in meinem Garten zu verteilen und einzusetzen. Ich ging ihm dabei so gut es eben ging zur Hand. Trotzdem brauchten wir fast drei Stunden, bis auch der Oleander seinen vorläufigen Platz gefunden hatte und alles gut eingegossen war. Mein Garten glich jetzt einem kleinen Paradies.

Wir standen auf der Terrasse und bestaunten unser Werk.

»Das sieht so umwerfend aus!«, lobte ich voller Inbrunst.

»Tut es wirklich«, stellte Robert nüchtern fest und packte sein Gartengerät auf die Ladefläche seines Pick-ups. Ich hatte das Gefühl, dass ihn irgendetwas bedrückte, war aber zu feige, nachzufragen. Selbst beim abschließenden Kaffee in der Nachmittagssonne schwieg Robert und ließ seine Augen nur über das gleiten, was er geschafft hatte.

»Vielen Dank nochmal, Robert«, versuchte ich, ein Gespräch in Gang zu bringen. Er nickte nur.

»Dass mein Garten mal so traumhaft aussehen würde«, startete ich einen neuen Versuch und erntete zunächst wieder nur Schweigen.

»Du musst die jungen Pflanzen in den nächsten Tagen immer gut gießen«, kam es dann endlich, nachdem er sich geräuspert hatte. Was in drei Teufels Namen bedrückte ihn auf einmal so? Ich konnte diese Spannung nicht länger ertragen und fragte:

»Hast du was?«

»Nö«, kam es knapp.

»Ich dachte nur. Sonst bist du etwas redseliger.«

»War heut ein langer Tag. Und heut Abend hab ich wieder den Kurs.«

»Kannst du den nicht absagen?«

»Leider nicht«, seufzte Robert und stellte die Tasse neben sich. »Das wird im Moment sehr gut angenommen und ich freue mich auch darüber. Nur heute …« er ließ das Satzende offen.

Ich nickte nur: »Ah so!«, obwohl ich ihn überhaupt nicht verstand. Man konnte doch wohl mal einen Kurs kurzfristig absagen, wenn man sich nicht wohl fühlte? War er krank? Besorgt sah ich zu ihm hinüber und stellte fest, dass er in meinen Augen nicht krank aussah. Was zum Henker hatte er nur? Er schwieg beharrlich und das wiederum ließ mich unwohl fühlen.

»Vielleicht tauche ich heute Abend ja mal bei deinem Kurs auf, wenn du mir sagst, wo das ist«, fing ich schließlich an. Mein Blick huschte zu ihm und ich konnte etwas wie Erleichterung bei ihm feststellen. Oder bildete ich mir das nur ein?

»Das wäre toll«, kam die Antwort. »Ich schreibe dir nachher noch auf, wo das genau stattfindet. Würde mich echt freuen, wenn du es einrichten könntest.«

»Ich muss doch lernen, wie ich all die Pflanzen richtig behandle, wenn du -«, jetzt ließ ich das Satzende offen, räusperte mich und starrte in die Beete.

Auch Robert schwieg. Wieder wurde mir unwohl.

»Ich meine, ich kann ja nicht von dir verlangen, dass du regelmäßig hier auftauchst und die Sträucher und Bäume pflegst. Das sollte ich schon selbst können, oder?« Erneut glitt mein Blick zu ihm und ich sah, dass er lächelte.

»Ich komme gerne vorbei, wenn ich dir helfen kann«, sagte er und starrte in seine Kaffeetasse. Wieder brannte die Frage nach dem “Warum” auf meinen Lippen, doch ich traute mich nicht, sie zu stellen. Was er mir dazu bislang geantwortet hatte, schien mir nur die halbe Wahrheit. Dessen war ich mir sicher. Aber genauso sicher war ich mir auch, besser nicht weiter zu bohren.

»Hast du einen Stift und Papier? Dann schreibe ich dir auf, wo ich heute Abend bin«, unterbrach Robert meine Gedanken. Ich beeilte mich damit, ihm das Gewünschte zu bringen. Während er schrieb, überlegte ich krampfhaft, ob ich etwas Falsches gesagt oder getan haben könnte. Bislang waren unsere Gespräche doch immer recht lebhaft gewesen. Und jetzt? Das Schweigen war fast eisig.

Robert reichte mir den Zettel und ich fand darauf zwei Adressen und eine Handynummer.

»Die erste ist meine private Anschrift«, erklärte er, »die zweite ist die Baumschule, wo du mich heute Abend finden kannst. Naja, und meine Handy-Nummer. Für alle Fälle. Falls du mal wieder einen Schrank aufhängen willst.« Jetzt lächelte er. Seine Gesichtszüge wirkten entspannter als vorhin noch.

»Danke«, sagte ich erfreut über so viel an Information. »Ich schreibe dir meine Handynummer auch auf. Dann hast du die auch«, brabbelte ich drauflos. Robert zog sein Smartphone aus der Tasche und sagte nur:

»Wenn du sie mir verrätst, tippe ich sie gleich ein!«

Natürlich verriet ich sie ihm! Ich wollte ihn ja auf keinen Fall aus den Augen verlieren! Wir hatten uns auf eine so sonderbare Weise kennen gelernt und ich war immer noch der festen Überzeugung, dass hinter seinem Hilfsangebot mehr steckte als nur Nächstenliebe.

Irgendwie kam kein Gespräch mehr zu Stande. Robert verabschiedete sich auch bald, nicht ohne mir das Versprechen abzunehmen, heute Abend um 18 Uhr in der Baumschule zu erscheinen. Ich gab ihm dieses Versprechen gern, wollte ich ihn doch unbedingt wiedersehen.

Nachdem er weggefahren war, blieb mir noch eine Stunde Zeit. Ich verbrachte diese grübelnd im Garten und freute mich über die vielen Pflanzen, die nun meine Beete zierten. Kurz vor der vereinbarten Zeit machte ich mich dann auf den Weg zur Baumschule, getrieben von einer wahnsinnigen, inneren Freude, Robert wiederzusehen. Was ich zu Anfang nicht verstehen konnte, schob ich nun ganz weit von mir. Ich war mir sicher, dass er mir seine Adresse und Telefonnummer nicht ohne Grund gegeben hatte. Auf die Idee, dass dies wirklich ohne Hintergedanken geschehen sein könnte, kam ich nicht. Nein, ich war mir sicher, dass er aus Interesse an mir so gehandelt hatte.

Kurz vor 18 Uhr fuhr ich auf den Parkplatz vor der Baumschule. Roberts Wagen stand bereits auf dem Parkplatz und daneben fünf andere PKW. Mein Herz hämmerte und ich war aufgeregt, Robert gleich in Aktion erleben zu dürfen. Innerlich hatte ich ihn schon auf einen Podest erhoben und himmelte alles, was er tat, an. Ich lenkte meine Schritte auf den Eingang der Baumschule zu und blieb wie angewurzelt stehen. Gleich nach dem Eingangstor sah ich Robert stehen, vertieft in ein Gespräch mit einer blonden Frau. Ich konnte nicht hören, was geredet wurde, hörte ihn aber lachen und musste mit ansehen, wie er sehr vertraut die Hand auf die Schulter der Frau legte. In Sekundenbruchteilen kalkulierte mein Gehirn durch, dass ich gegen diese Frau nicht gewinnen konnte. Sie war mindestens zehn Jahre jünger als ich und sah einfach betörend aus. Die Art und Weise, wie Robert und sie sich gegenüberstanden, wirkte sehr vertraut auf mich. Ich bohrte meine Hacken in den Kiesboden und bewegte mich keinen Millimeter weiter.

So war das also! Was hatte ich mir nur eingebildet? Dass ein Mann wie er Gefallen an einer Frau wie mir finden würde? Wie dämlich war ich eigentlich? Ich spürte das ganze Blut in meinem Körper nach unten sacken und fühlte mich schwindlig. Noch hatten die beiden mich nicht gesehen und ich schlich einem geprügelten Hund gleich langsam um die Ecke der Gärtnerei zurück zu meinem Auto. Meine Hand zitterte, als ich den Schlüssel im Zündschloss herumdrehte und vom Parkplatz nach Hause fuhr. Was hatte ich mir nur eingebildet?

Zu Hause angekommen musste ich mit den Tränen kämpfen. Alle Hoffnung, dass Robert sich wirklich freuen würde, mich wiederzusehen, schwand dahin. Ich stand auf der Terrasse und versuchte, den Zauber der vergangenen Nachmittage noch einmal einzufangen, doch es gelang mir nicht. Immer wieder schob sich das Bild der beiden Menschen in der Baumschule vor mein geistiges Auge. Ich war so gekränkt. Auf die Idee, dass ich mir das alles selbst eingebrockt hatte, kam ich nicht.

Ich stand immer noch auf der Terrasse als mein Handy in der Hosentasche summte. Fast tränenblind zog ich es hervor und las eine SMS, in der nur stand: »Wo bist du?« Es war Roberts Nummer und ich beschloss, gekränkt und eifersüchtig wie ich war, zunächst einfach nicht darauf zu antworten. Ich ließ mich auf die Bank sinken und heulte nun wirklich los. Mir war nicht bewusst, wie sehr ich mich in diese hoffnungsvollen Gedanken selbst verstrickt hatte. Ich fühlte einfach nur Enttäuschung und Wut. Es war seit Jahren das erste Mal gewesen, dass ich mich auf solche Gefühle wieder eingelassen hatte. Als meine Tränen versiegten, sagte ich zu mir selbst:

»Selber schuld, altes Mädchen. Du hast all die Jahre allein ganz gut überstanden. Du siehst ja, was dabei herauskommt, wenn du dir mal Hoffnung machst. Gleich gibt es wieder eins auf die Nase.«

Meine Trauer tat unendlich weh, obwohl es doch gar keinen Grund zu trauern gab. Ich versuchte mich daran zu erinnern, ob Robert mir mit einem Wort oder einer Geste jemals Hoffnung gemacht hatte. Hatte er nicht! Ich hatte mir das alles selbst zurechtgebogen, wie ich es haben wollte. Und dass ich jetzt so todunglücklich war, hatte ich mir selbst zuzuschreiben.

Müde über all die Gedanken zog ich das Handy wieder hervor und antwortete auf Roberts SMS so belanglos wie nur möglich: »Hat leider zeitlich nicht hingehauen.« So ganz unbeantwortet wollte ich seine Nachricht nun doch nicht lassen und wieder keimte ein winziger Funken Hoffnung auf. Er hatte also bemerkt, dass ich nicht da war! Ich war mir sicher, dass er mich nicht gesehen hatte. Wie sollte er auch? Er war ja augenscheinlich von seinem Gegenüber so gefesselt, dass er mich nicht bemerkt haben konnte.

»Schade!«, kam Roberts Antwort kurze Zeit später. »Übermorgen?«

»Weiß noch nicht, ob das klappt. Ich versuche es einzurichten«, log ich tapfer, obwohl ich mir sicher war, dass ich es nicht versuchen würde. Ich hatte mich genug zum Affen gemacht und wollte einfach vergessen. Ja, ich war dankbar für die Arbeit, die Robert sich in meinem Garten gemacht hatte. Dabei wollte ich es endlich bewenden lassen.

In dieser Nacht heulte ich mich in den Schlaf, wütend über meine eigene Dummheit. Auch die darauf folgenden zwei Tage quälte ich mich mit diesen trüben Gedanken herum. Am Abend, als Robert wieder seinen Kurs gab, linste ich beinahe sekündlich auf mein Handy in Erwartung einer SMS, warum ich nicht gekommen sei. Doch es kam nichts.

»Aus den Augen, aus dem Sinn!«, sagte ich mir selbst. Es tat immer noch weh, dass ich mich so verrannt hatte. Meine eigene Schuld. Und es kam keine Nachricht, den ganzen Abend über nicht. Meine Enttäuschung wuchs und wuchs.

»Vergiss ihn! Er hat dir nur aus Höflichkeit geholfen. Mehr war da nicht! Denk einfach nicht mehr an ihn!«, mahnte mein Verstand. Mein Herz aber mochte das nicht hören. Wütend packte ich mein Handy in eine Schublade, nur um es wenig später doch wieder herauszuholen und den Nachrichtenspeicher zu prüfen. Nein. Es schwieg.

Auch am nächsten Morgen war immer noch keine Nachricht eingegangen. Am liebsten hätte ich vor Wut Roberts Nummer aus dem Handy gelöscht, traute mich dann aber doch nicht. Ich ging schwermütig an meine Arbeit und quälte mich durch den Tag. Hatte ich noch die Hoffnung gehabt, dass er mein Nichterscheinen bei dem Kurs bemerken und nachfragen würde, so musste ich diese nun auch endgültig begraben. Das fiel mir schwer. Genauso schwer, wie ihn zu vergessen. Jeden Abend, wenn ich die Pflanzen in meinem Garten goss, dachte ich wieder an ihn.

Die Tage verrannen. Es kam keine weitere Nachricht. Es war nun schon fast zehn Tage her, dass ich das letzte Mal von Robert etwas gehört hatte. Inzwischen gelang es mir ganz gut, nicht ständig an ihn zu denken. Lediglich am Abend, wenn ich mit dem Gartenschlauch bewaffnet zwischen meinen Beeten stand, tauchte Roberts Bild wieder vor mir auf. Wenn er wirklich Interesse an mir gehabt hätte, hätte er sich irgendwie melden können, so sagte ich mir. Er wusste meine Adresse und meine Handynummer. Dass so gar keine Nachricht kam, wertete ich als Desinteresse und ließ es dabei bewenden.

Ich hätte auch dringend in den Baumarkt gemusst. Doch da ich dort Robert zum ersten Mal begegnet war, schob ich dies auch immer weiter hinaus aus Furcht, ihm doch plötzlich wieder gegenüberzustehen. Schließlich ließ sich die Besorgung jedoch nicht noch weiter hinausschieben und ich musste, ob ich nun wollte oder nicht, dort hinfahren. Auf dem Parkplatz sah ich mir alle Autos genau an, konnte aber den silbernen Pick-up nirgends entdecken. Erleichtert schlenderte ich durch die große Halle. Es zog mich auch wie magisch zu den Sträuchern und Pflanzen, wo ich über eine Stunde vertrödelte.

Ich stand bei den Zimmerpflanzen und überlegte, ob ich für das Wohnzimmerfenster neue Pflanzen kaufen sollte. Der alte Stock, der noch auf der Fensterbank stand, war zu groß geworden und wucherte das halbe Fenster zu. Gerade streckte ich meine Hand nach einem Papyrus aus, als hinter mir jemand fragte:

»Für welches Fenster hattest du das gedacht?«

Ich fuhr herum und hätte fast den Topf, den ich in der Hand hielt, fallen lassen.

»Robert?!«, stammelte ich, gegen den Frosch ankämpfend, der sich in meinem Hals breitmachte.

»Hallo Antonia«, lächelte er freudig und reichte mir die Hand. Ich ergriff sie und hatte sofort wieder gegen meine butterweichen Knie anzukämpfen.

»Schön, dass ich dich hier treffe«, sagte Robert und strahlte wie der junge Morgen. Es brauchte nur wenige Sekunden, damit ich ihm aufs Neue verfiel. Seine Augen funkelten und sein Lächeln war so umwerfend wie eh und je.

»Das Wohnzimmerfenster«, brabbelte ich.

»Dafür kannst du ihn gut nehmen.«

»Schön, dich zu sehen. Geht es dir gut?« Was Blöderes wollte mir tatsächlich nicht eingefallen!

»Ja, doch. Es geht mir gut. Und dir?«, stellte er eine Gegenfrage.

»Ganz OK. Entschuldige, dass ich es immer noch nicht geschafft habe, auf einem deiner Kurse zu erscheinen«, versuchte ich, mich zu entschuldigen.

»Nicht schlimm. Ist ja keine Pflichtveranstaltung.«

»Nur, weil ich es versprochen hatte.«

»Ist wirklich nicht schlimm«, sagte Robert und ließ nun endlich meine Hand los.

»Sicher ist es nicht schlimm, dass ich dort bislang noch nicht aufgekreuzt bin. Immerhin hat er ja Ablenkung!«, dachte ich boshaft.

»Was macht der Garten?«, fragte Robert und fixierte mich mit seinen Augen, sodass mir unwohl wurde.

»Der gedeiht prächtig«, antwortete ich, seinem Blick krampfhaft ausweichend. »Du kannst ja mal vorbeischauen und dich selbst davon überzeugen.«

Nachdem dieser Satz heraus war, hätte ich ihn am liebsten zurückgenommen. Doch das ging leider nicht. Gesagt war gesagt.

»Das werde ich gern tun«, kam es aus seinem Mund.

»Was machst du hier?«, fragte ich, um vom Thema abzulenken.

»Ich suche für jemanden Kirschlorbeer.«

»Für den Kurs?«

»Nein, eine Gartengestaltung. Ich habe den Auftrag vor knapp zwei Wochen bekommen und fange morgen damit an.«

»Kirschlorbeer hab ich da hinten bei den Sträuchern gesehen.«

»Ich weiß, wo der steht«, kam die Retourkutsche. Gleich darauf fasste Robert mich am Arm und fragte: »Warum gehst du mir so vehement aus dem Weg?«

»Ich geh dir doch nicht aus dem Weg!«, empörte ich mich künstlich.

»Nicht? Und warum meldest du dich dann nicht mal?«

»Warum sollte ich? Ist doch alles in bester Ordnung!«

»Ich hatte wirklich fest damit gerechnet, dass du wenigstens mal auf einem der Kurse vorbeischaust, Antonia!«

»Es hat halt eben zeitlich nicht gereicht.«

»Und das ist schade. Weil ich – ach, vergiss es.«

»Was? Was soll ich vergessen?« Ich hatte nicht gemerkt, dass mein Ton ihm gegenüber ein wenig schärfer geworden war.

»Das neue Projekt, weswegen ich hier bin. Ich hatte gehofft, du könntest mir dabei helfen!«, kam die Antwort. Robert ließ nun auch endlich meinen Arm los.

»ICH?«, fragte ich etwas zu laut und ein wenig zu pikiert.

»Ja, du!«, kam es leicht barsch zurück.

»Wie kommst du denn auf diesen glorreichen Gedanken, dass ausgerechnet ich dir bei sowas helfen könnte?«

»Du hast ein Händchen für Gestaltung. Das hab ich gemerkt, als ich bei dir die Pflanzen eingegraben habe. Hin und wieder hast du mich korrigiert und was dabei herausgekommen ist, ist doch eine wirkliche Augenweide. Ich hatte gehofft, du könntest dir den Garten mit mir ansehen und mir deine Ideen mitteilen. Ich weiß zwar vieles über Bäume, Sträucher und deren Pflege. Aber die Gestaltung will mir nicht so recht von der Hand gehen. Da könnte ich ein paar Ideen gut gebrauchen,«

»Von mir!«, schnaubte ich.

»Ja, von dir!«

Robert schwieg und auch ich sagte keinen Ton.

»Hättest du denn Lust dazu? Oder vielleicht sogar Zeit? Jetzt?«, fragte er endlich bittend.

»Ich bin doch kein Gartengestaltungsprofi. Wie kann ich DIR Tipps geben?« Das kam sehr barsch aus meinem Munde.

»Du kannst es und es würde mich wirklich sehr freuen, wenn du es tätest!«

»Wo soll das sein?«

»Nicht weit von hier, quasi um die Ecke. Bitte, Antonia.«

Ich musste nachdenken. Ich musste dringend nachdenken. Sollte ich nachgeben und wieder Tage lang einem Menschen nachtrauern, den ich nie würde in die Arme schließen dürfen? Wollte ich mir das wieder antun? Hatte ich mir das nicht schon wieder angetan? Es hatte doch nur den Bruchteil einer Sekunde vom ersten Hinsehen bis zum Erkennen gedauert, dass mein Herz wieder viel zu schnell schlug. Ich war doch schon wieder Opfer meiner Fantasie!

»Na gut«, gab ich etwas quengelig zu verstehen. »Aber erwarte keine Wunder. Ich hab wirklich keine Ahnung, warum ausgerechnet ich dir dabei helfen könnte. Du bist doch der Profi!«

»Der Profi mit einer kleinen Gestaltungsschwäche. Ich danke dir, Antonia!« Robert nahm mir den Papyrus, den ich immer noch eisern umklammert hielt, aus dem Arm und stellte ihn vorsichtig in meinen Einkaufswagen. »Danke dir ehrlich!«, wiederholte er und streichelte fast flüchtig meinen Oberarm. »Ich hole nur schnell die Kirschlorbeersträucher und dann fahren wir zu meinem Kunden. Dein Auto kannst du ja so lange hier stehen lassen. Ist das in Ordnung für dich?«

»Ja, klar«, antwortete ich etwas mäkelig. Robert hörte das wohl schon nicht mehr, denn er spurtete zu den Gehölzen, während ich meinen Wagen zur Kasse schob. Ich ärgerte mich. Darüber, dass er mir heute hier wieder über den Weg gelaufen war und dass ich wieder nichts anderes im Kopf hatte als seine wundervollen Augen und dieses bezaubernde Lächeln. Ich war gerade beinahe über ihn hinweg, da drängte er sich wieder in mein Leben. Fast ärgerlich verstaute ich meine Einkäufe in meinem Auto und ging zum Markt zurück. An der Eingangstür wartete Robert schon.

»Können wir?«

»Ich hoffe, es dauert nicht zu lange. Wegen der Pflanze in meinem Auto«, gab ich zur Antwort.

»Das geht schnell. Es ist eigentlich nur ein kleines Areal aber – nun ja. Ich habe zwar Ideen, aber noch nicht das, was man da vielleicht herausholen könnte. Ich bin echt gespannt, wie du das siehst.« Robert steuerte auf sein Auto zu, verstaute die Pflanzen auf der Ladefläche und hielt mir die Beifahrertür auf. Während er seinen Einkaufswagen zurückschob, schaute ich mich in seinem Auto um. Ich glaubte felsenfest, irgendwas Verdächtiges darin zu finden. Irgendetwas von dieser fremden Frau aus der Baumschule, die er so angestrahlt hatte. Aber da gab es nichts. Das Fahrzeug war sehr ordentlich und es lag wirklich nichts herum. Ich erschrak, als Robert schließlich auf dem Fahrersitz Platz nahm und den Motor startete, so versunken war ich in meinen Gedanken gewesen. Es hatte eine Zeit gegeben, da hätte ich alles dafür getan, einmal so neben ihm sitzen zu dürfen. Jetzt fühlte ich mich einfach nur unwohl.

Er lenkte den Wagen behutsam aus der engen Parklücke und nach wenigen Kilometern hatten wir das Anwesen, dessen Außenbereich er gestalten sollte, schon erreicht. Es war ein neu gebauter Bungalow mit einem Grundstück drum herum, das in der Größe in etwa meinem Garten glich. Klein aber fein. Wir hielten an und ich stieg aus dem Wagen, noch ehe Robert um das Auto herum sausen und mir die Tür aufhalten konnte.

»Das ist es also?«, fragte ich.

»Das ist es. Es ist ein bisschen so wie dein Garten«, antwortete er mir.

»Das sehe ich«, meinte ich und ließ meinen Blick schweifen.

»Du hast in deinem kleinen Garten auch so viele wundervolle Ideen umgesetzt, noch bevor ich Hand angelegt habe. Ich dachte einfach, du könntest hier auch einige Einfälle haben.«

»Die habe ich tatsächlich«, gestand ich und sah ihn an. Im selben Moment ging die Tür des Hauses auf und in ihr erschien die blonde Frau, die ich mit Robert zusammen in der Baumschule gesehen hatte.

»Da sind Sie ja schon!«, rief sie und kam uns mit ausgestreckten Armen entgegen. »Hallo!«, begrüßte sie Robert herzlich. Jetzt aus der Nähe sah ich, wie alt sie wirklich war. Sie hatte sich sehr geschickt geschminkt aber nun konnte ich erkennen, dass sie die fünfzig bestimmt schon längst überschritten hatte. Ihrer schlanken Figur und dem blonden Haar war es zu verdanken, dass sie jünger wirkte, als sie es offensichtlich war!

»Ich habe mir Hilfe mitgebracht«, antwortete Robert und deutete auf mich, die ich immer noch recht verdattert dastand. »Antonia ist jemand, der wunderbare Ideen hat. Vielleicht fällt ihr zu Ihrem Anwesen auch noch etwas ein!«

»Wir nehmen jede Hilfe gerne an«, lächelte die Dame und reichte mir beide Hände. Insgeheim tat ich innerlich furchtbar Abbitte und schämte mich sogar für all die Gedanken, die ich gehabt hatte. »Mein Mann ist hinter dem Haus und verzweifelt gerade bei der Planung des Fischteiches. Kommen Sie!«

Der Kloß in meinem Hals wurde immer dicker. Ihr Mann? Und ich Esel hatte geglaubt – ich Esel! Ich dummer, nichts verstehender Esel!

Als wir durch die Haustür traten, las ich auf dem Klingelschild die Namen Hannes und Ines Baumgart. Frau Baumgart führte uns quer durch das Gebäude zur hinter dem Haus angelegten Terrasse, auf der ihr Mann über einen Plan gebeugt in der Sonne saß.

»Hannes, das ist der Landschaftsgärtner, von dem ich dir schon so viel erzählt habe, und seine Freundin. Wegen des Gartens, du weißt«, stellte Frau Baumgart uns ihrem Mann vor. Der erhob sich und reichte uns nicht minder freundlich die Hand.

»Schön, dass Sie es einrichten können.« Herr Baumgart war schlank, hochgewachsen, hatte dichtes, graues Haar und wirkte auf mich wie ein pensionierter Arzt. Seine Augen waren graublau und sein Gesicht war ebenso freundlich wie das seiner Frau. Ich nahm die Aussage seiner Frau, ich sei Roberts Freundin, so gar nicht übel.

Wenig später vertieften wir uns in den Plan des Teiches, philosophierten über die Gestaltung des Gartens und sahen Robert dabei zu, wie er die Kirschlorbeeren einpflanzte. Als das erledigt war, fuhren Robert und ich zum Baumarkt zurück, wo ich mein Auto noch stehen hatte. Mir war nicht aufgefallen, wie viel Zeit vergangen war. Wir hatten fast zwei Stunden bei den Baumgarts verbracht.

Ich stieg langsam aus Roberts Wagen, nachdem er mir die Tür von außen galant geöffnet hatte.

»Du hast wirklich wundervolle Ideen«, sagte er dabei und lächelte mich offen an. »Danke, dass du mitgekommen bist!«

»War mir ein Vergnügen«, strahlte ich zurück, erlöst darüber, dass ich die ganze Zeit wohl einem Irrtum erlegen war. »Das Umsetzen dieser Ideen überlasse ich aber dir«, setzte ich noch hinzu und blieb dicht vor Robert stehen.

»Das kannst du auch getrost mir überlassen. Gilt dein Angebot noch?«

»Welches?«

»Dein Garten? Kaffee?«, fragte er schelmisch grinsend.

»OK, dann mir nach!«, rief ich über die Schulter und ging zu meinem Wagen.

Wenig später saßen wir auf meiner Terrasse und hielten jeder einen Becher Kaffee in der Hand.

»Der ist wirklich immer noch wundervoll«, hörte ich Robert sagen.

»Wen meinst du?«

»Deinen Garten.«

Ich schwieg. Zu sehr war ich mit meinen Gefühlen beschäftigt und damit, mich dumm zu schelten, dass ich angenommen hatte, zwischen Robert und dieser Frau Baumgart würde etwas laufen. Sie war einfach nur ein sehr herzlicher Mensch und ich hatte diese Gesten vollkommen falsch gedeutet, den Rückzug angetreten statt mir Gewissheit zu verschaffen. Wie dumm war ich nur?

»Das hat mir sehr gefehlt«, hörte ich Robert leise neben mir sagen.

»Was denn?«, bohrte ich neugierig nach.

»Hier mit dir zu sitzen.«

»Du hättest nur vorbeizukommen brauchen!«

»Oder du bei mir. Immerhin hast du meine Adresse.«

»Ich wollte nicht stören«, seufzte ich.

»Stören? Wen denn?«

»Naja«, machte ich gedehnt. »Kann ja sein, dass du grad Besuch gehabt hättest, wenn ich dort aufgeschlagen wäre.«

»Und warum hast du nie angerufen?«

»Hätte ich sollen?«

»Es wäre schön gewesen, ja.«

»OK. Ich verspreche, ich ruf dich die nächsten Tage an und wenn du Zeit hast, komme ich dich auch zu Hause mal besuchen.«

»Nein. Nein, so nicht. Wir trinken jetzt den Kaffee aus und dann fahren wir zu mir.« Robert funkelte mich schelmisch grinsend an. »Ohne Widerrede!«

»Aber salutieren muss ich jetzt nicht, oder?«, feixte ich.

»Wär doch auch mal ein netter Anblick!«

Ich fügte mich. Ich fügte mich zu gern. Ich wollte sehen, wie er wohnte und lebte und dass er so darauf bestand, dass ich sein zu Hause heute noch zu sehen bekommen sollte, erfüllte mich mit Stolz. Er wohnte etwa drei Ortschaften weiter. Nach einer knappen halben Stunde lenkte er den Wagen in eine Hofeinfahrt, die zu einem kleinen aber sehr gemütlich wirkenden Haus gehörte. Wie oft war ich kurz davor gewesen, einfach mal zu seiner Adresse zu fahren und mir anzusehen, wie er so wohnte. Ich hatte es jedoch nie getan. Nun stand ich auf einer kleinen Terrasse hinter dem Haus und blickte in Roberts grünes Paradies.

»Du hast es wunderschön hier«, gab ich ehrlich zu. Der Garten war recht urig belassen. Nur hier und da erkannte ich Oleander, Jasmin und andere Sträucher, einen alten Kirschbaum, der in voller Blüte stand. Mitten in dem Garten war ein Brunnen gemauert, der mit allerlei Nippes wundervoll dekoriert war. Fast nicht zu glauben, dass Robert das gemacht haben sollte und keine Frau hier Hand angelegt hatte.

»Ich hab mir große Mühe gegeben. Das Meiste war allerdings schon so, als ich hier eingezogen bin«, sagte Robert und reichte mir ein Glas Limonade. Die Abendsonne wärmte die Steinstufen der Terrasse und ich setzte mich einfach hin.

»Herrlich!«, kommentierte ich mein Tun. Robert setzte sich neben mich.

»Ich bin so froh, dir heute über den Weg gelaufen zu sein, Antonia«, fing er an und drehte das Glas in seinen Händen. »Ich hatte ehrlich Angst, dass -«

»Dass?«, fragte ich neugierig nach.

»Nun ja, dass wir uns aus den Augen verlieren. Das wäre sehr schade gewesen.«

»Du hattest meine Adresse und meine Telefonnummer!«

»Und du meine!«

»Wir haben uns wieder getroffen. Belassen wir es doch dabei. Es bringt nichts, Gewesenes immer wieder aufzuwärmen«, sagte ich.

»Du hast recht.« Robert blinzelte gegen die tiefstehende Sonne.

»Du hast es echt schön hier«, sagte ich andächtig. Ich war wirklich begeistert, nicht nur vom Garten. Das Innere des Hauses war genauso gemütlich wie die Terrasse und eben der Garten. Und es war beinahe pedantisch ordentlich und sauber.

»Danke«, sagte Robert leise und ich sah zu ihm hinüber. Unsere Blicke verfingen sich.

»Sehr schön und gemütlich«, plapperte ich, nachdem ich mich geräuspert hatte. »Wie lange wohnst du schon hier in dem Ort?«

»Etwa zwei Jahre.«

»Und wo hast du vorher gewohnt?«

»Bei Hamburg. Antonia, -« Robert holte tief Luft, ehe er fortfuhr: »Du musst mir was versprechen, bitte!«

»Und was?« Oh, ich war gerade in der Stimmung, ihm alles zu versprechen.

»Dass wir uns niemals mehr so aus dem Weg gehen!« Robert sah mich ernst an.

»Ich bin dir nicht aus dem Weg gegangen«, zickte ich vorsichtig los. »Ich hatte eben nur eine Menge um die Ohren!«

»Du hättest dich also bei mir gemeldet in den nächsten Tagen?«

»Mit Sicherheit!«, log ich tapfer. Nur ich wusste, dass ich das bestimmt nicht getan hätte, wäre der Zufall mir heute nicht zur Hilfe geeilt. Ich tat alles, um nach außen hin gleichgültig zu wirken.

»Gleichwie, du musst es mir bitte versprechen!«, kam es leise aus Roberts Mund.

»Warum? Ich meine, ich hätte mich ehrlich gemeldet. Ganz ehrlich!«

»Es liegt mir einfach daran, dass wir uns nicht aus den Augen verlieren. Ich wünsche es mir einfach.«

»Ich verspreche es, zufrieden?«

Robert nickte und starrte wieder in sein Glas, als es kaum hörbar aus seinem Mund kam:

»Es ist, weil ich mich in dich verliebt habe.«

»Was?!« Mit so einem Geständnis hätte ich jetzt zuallerletzt gerechnet.

»Ich liebe dich!«, kam es etwas lauter und schließlich sah er auf und direkt in meine Augen, ehe er leise wiederholte: »Ich liebe dich!«

Mir blieben die Luft und die Sprache weg. Was hatte er da eben gesagt?

»Vom ersten Moment an«, erklärte er und griff nach meiner Hand. »Das traf mich wie ein Blitzschlag, als ich dich im Baumarkt zum ersten Mal gesehen hab.«

»Dann kam dein Hilfsangebot nicht von ungefähr?«

»Nicht wirklich.« Er lächelte, als würde er sich an etwas Schmerzhaftes erinnern. »Ich hätte alles Mögliche getan, um in deiner Nähe zu sein. Als ich dann mit dem Garten fertig war, wurde mir bewusst, dass ich nichts weiter finden würde, um dir nah zu sein. Nichts außer den Kursen. Und da bist du nicht aufgetaucht.« Unsere Blicke verfingen sich wieder.

»Ich war da«, gab ich endlich zu.

»Was?«

»Ich war da, gleich an dem Abend noch.«

»Ich hab dich nirgends gesehen! Wo hattest du dich versteckt?«

»Ich sah dich im Gespräch mit dieser Frau Baumgart. Und da dachte ich -«

»Du dachtest, da würde was laufen?«, unterbrach Robert mich und lachte. »Oh mein Gott!«

»Ja es wirkte so auf mich!«

»Deswegen hast du dich nicht mehr gemeldet?« Seine Hand streichelte jetzt meine Wange. Ich nickte wortlos.

»Antonia!«

Er zog mich an sich und ich ließ es zu gern geschehen.

»Ich glaubte wirklich, dass da was zwischen euch wäre. Dass Frau Baumgart von sich aus so eine herzliche Natur ist, konnte ich ja nicht ahnen.«

»Warum hast du Dummerchen nichts gesagt? Warum bist du nicht zu uns gekommen?«

»Ich hätte mir eine Menge schlafloser Nächte erspart«, seufzte ich.

»Allerdings!«

»Ich weiß, das war dumm.«

»Sehr dumm sogar.«

Sein Kuss schmeckte nach Limonade.

… Ende


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