Alte Schreibmaschine

Ein befreundeter Autor sagte mir, bevor mein erstes Buch erschien: „Ein Buch zu schreiben und es dann zu veröffentlichen ist wie eine Geburt. Du gehst mitunter Jahre schwanger mit deiner Idee und deinen Charakteren, bringst dein Werk endlich zu Papier, schickst dann die Kinder deiner Fantasie in die Welt hinaus und weißt nicht, was mit ihnen da draußen passiert. Bevor du das aber tust, gehst du in endlosen Wiederholungen über deinen Text, und wenn du nicht aufpasst, korrigierst du ihn zu Tode! Du wirst immer Passagen finden, die du gerne komplett ändern würdest. So gesehen kannst du dein Werk fast nicht loslassen, und wenn du es endlich losgelassen hast, tut das richtig weh.“

Damals hab ich geschmunzelt, als ich das hörte. Ich war mir sicher, dass ich keinen Schmerz, sondern Freude empfinden würde, wenn ich mein Buch endlich soweit hätte. Was soll ich sagen? Mein Freund hatte recht! Es kam der Tag, an dem ich hinter dem letzten Satz meines Werkes den Schlusspunkt setzte. Doch dann ging es mir genauso wie vielen meiner Autoren-Kollegen: Ich begann, zu korrigieren. Endlos! Nächte lang! Monate lang! Es wollte einfach nicht aufhören. Inzwischen war das Cover schon fertig und man wartete nur noch auf meinen Text. Ich aber entwarf, verwarf, fügte hinzu und löschte wieder. Es vergingen so drei Monate, bis ich mein Werk endlich loslassen konnte. Und selbst jetzt erwische ich mich immer wieder bei dem Gedanken, dies oder jenes doch noch zu ändern.

Erst vor kurzem telefonierte ich wieder mit oben genanntem Freund und gestand ihm, dass er in vollem Umfang recht behalten hatte. Sein Lachen höre ich heute noch!


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